Nachdem ich jetzt schon einige Zeit in Fort Portal lebe, und
mich weitest gehend eingelebt habe, hatte ich das Gefühl endlich mal raus aus
der Stadt zu kommen und ein wenig mehr von Uganda zu entdecken. Da kam es mir
gerade recht, dass am 9. Oktober in Uganda der Independence Day ist und
gleichzeitig noch in der Woche ein Nachzügler unserer Organisation im Land
ankommen sollte. Was lag da näher als einen kleinen Urlaub in Kampala zu
machen. Natürlich „kannte“ ich die Stadt schon mehr oder weniger von den ersten
drei Tagen nach der Einreise, aber Kampala kann man gar nicht wirklich kennen.
Also ich Samstag den 6.10. mit meinem kleinen Rucksack,
gefüllt mit Schlafsack, zwei T-Shirts, Unterhose und Socken, in den Bus und los
geht’s. Die Hinfahrt war der Kracher! Ich wollte mich gerade in dem Bus
hinsetzen als mir ein Mann, vermutlich dank meiner Hautfarbe, einen
Einzelsitzplatz ganz vorne neben dem Busfahrer anbot- Panoramablick inklusive.
Passend dazu hat der Himmel für mich ein Gemälde aus Wolken gemalt. Der Bus
fuhr erstaunlich schnell, was dazu führte, dass die Fahrradfahrer am
Straßenrand immer ihr Heil im Straßengraben suchen mussten. Kurze Zeit nach dem
Ortsausgang habe ich dann gesehen, woher der Schwarze Tee kommt, der fast
überall getrunken wird: riesige Teeplantagen erstreckten sich vor meinen Augen.
Das wurde kurzzeitig unterbrochen von dem Kibale Forest National Park, wo man
schon von außen ahnen konnte, wie es sein muss, dadurch zu laufen. Nachdem sich
die erneuten Teeplantagen dann verabschiedet hatten kamen kleine Dörfer zum
Vorschein, deren Felder an den Steilhängen ein Mosaik bildeten. Generell war es
durch die Regenzeit ausgesprochen Grün um mich herum. So wirkte die Straße, auf
der ich fuhr, wie ein graues Band in Mitten der grünen Hügel. Nach kurzer Zeit
wurde das Bild von einem riesigen angelegten Nadelwald unterbrochen, der mich
kurz daran zweifeln lies, ob ich wirklich durch Uganda fahre, oder den
Arnsberger Wald. Übrigens war das einzige, dass den Bus ab und zu zum langsamer
fahren brachte die unzähligen Bodenwellen, die wohl extra für den Zweck
installiert wurden. Nachdem ich mir dann ein kurzes Nickerchen gegönnt habe, um
die ganzen Bilder zu verarbeiten, war die Landschaft wesentlich trockener.
Bäume standen vereinzelt und boten weniger Laub als zuvor. Auch die Häuser
veränderten sich: Statt einer Putzschicht waren die Häuser nur aus einzelnen
hellen Steinen. Dazu sei gesagt, dass sonst die meisten Häuser immer sehr bunt
sind, da die Hauswand als Werbefläche verschiedenster Unternehmen genutzt wird,
meistens von Handyanbietern. Dann kam ich das erste Mal in eine größere Stadt,
Mubende. Dort wurde der Bus überrannt von dutzenden Verkäufern, die alles
anboten, was man für einen kleinen Snack zum Mittagessen brauchte: Wasser,
Soda, gebratene Bananen, Chapati, Fleischspieße, Geflügelspieß, Kassava und was
ich sonst noch alles vergessen hab. Ich hab mir dann zur Stärkung zwei
Fleischspieße durchs Fenster reichen lassen, und schon ging die Fahrt auch
weiter. Nach Mubende wurden die Wiesen dann auch wieder grüner und die
Landschaft hügeliger. Langsam aber sicher trat eine neue Art in der Landschaft
auf: Häuser wuchsen aus dem nichts. Schleichend aber bestimmt verdrängten sie
die Bäume aus dem Landschaftsbild. So hatte mich, ohne dass es ich es wirklich
gemerkt hatte Kampala umgeben- plötzlich war ich mitten drin. Auf einmal
realisierte ich auch, dass überall Menschen rumwuselten, die die Hektik perfekt
machten.
Als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, hab ich mich dann auf
den Weg zu Lukas gemacht, der eine Woche vorher in Fort Portal meine
Mitbewohner besuchen gekommen ist. Da er am Montag dann nach einem Jahr
Aufenthalt zurück nach Deutschland geflogen ist, musste ich wenigstens einmal
seine Erfahrenheit ausnutzen. Nachdem ich mir über Boda-Bodas (Motorradtaxis)
den Weg zu ihm gesucht habe, sind wir dann was essen gegangen. Es gab Katogo
(Kochbanen) mit Beans. Im Anschluss sind wir dann in die City gegangen. Dort
hat der Abend in einem Casino begonnen, wo es netter Weise Freigetränke gab.
Irgendwie war die Stimmung im Casino ein wenig seltsam, was zum einen daran
liegen könnte, dass ich noch nie in einem war, zum anderen aber auch, dass ich
irgendwie erwartet habe, dass dort mehr los ist, als das jeder angestrengt auf
seinen Tisch starrt. Da wir beim Black Jack dann nur 5000 Shillings verloren
hatten, haben wir dann letzten Endes trotzdem Gewinn gemacht, wobei ich das
Angebot der Freigetränke nicht voll auskosten konnte, da mir mein Magen schon
seit ein paar Tagen Probleme bereitet hatte. Nachdem wir dann das Casino satt
hatten, sind wir zu einer Bar namens Iguana, die sehr schnuckelig, aber um 10
Uhr noch relativ leer war. Daher sind wir nach kurzer Zeit weiter zu einer
anderen Bar, Mish Mash, wo wir dann auf Freunde von Lukas gewartet haben. In
der Bar gab es einen Außenbereich, wo wir uns weitestgehend aufgehalten haben
und ein Haus als Innenbereich. Die Besucher kamen weitest gehend von der
nördlichen Halbkugel, was auch am Ambiente gelegen haben könnte. Als dann alle
da waren, sind wir nach ein paar Bierchen wieder zurück ins Iguana, wo wir dann
ordentlich getanzt haben. Um 4 Uhr bin ich dann erschöpft ins Bett gefallen.
Am Sonntagmorgen hat sich dann mein Magen zurück gemeldet,
wodurch ich mir überlegt habe den Tag bei Lukas im Bett zu verbringen, und zu
hoffen, dass es besser wird. Am Abend bin ich dann mit zwei anderen
Freiwillige- Adeline und Katharina- von Lukas Compound in die Stadt Burger
essen gegangen. Sie schmeckten jetzt eher so lala. Im Anschluss habe ich mir
dann ein Matatu (Kleinbus als Taxi) zu Levke genommen. Sie ist auch eine Rot
Kreuzlerin und war ein Wochenende zuvor in Fort Portal die anderen Rot Kreuzler
besuchen und hat dabei eine kleine Tasche vergessen, die ich ihr dann vorbei
gebracht habe. Wir haben dann noch bei ihr einen Film geschaut und haben dann
das Bett gesucht, da die anderen im Haus ja am nächsten Tag arbeiten mussten.
Der Montag stand dann ganz im Zeichen des Visums, weswegen
ich ja auch unter anderem nach Kampala gekommen bin. Dem entsprechend bin ich
also zu Hendrik gefahren, der sich für die artefact-Ugander um die Visa
kümmert. Bei ihm haben wir dann zusammen über die Unterlagen geschaut- einen
Haufen verschiedenste Zettel will die Ugandische Bürokratie für ein
Arbeitsvisum sehen. Nachdem wir dann festgestellt haben, dass für mich doch
noch nicht alle Zettel da sind, sind wir dann trotzdem zum Immigration-Office
gefahren, aber eher, weil Hendrik auch den Stand von anderen Freiwilligen
überprüfen wollte. Im Office habe ich dann auch erfahren, wie meine fehlenden
Zettel auszusehen haben, was mir bei der späteren Beschaffung sehr geholfen
hat. Nachdem wir dann soweit auf dem neusten Stand waren haben wir uns mit
Marie in Verbindung gesetzt, da ihr Visum schon bewilligt war und sie deswegen
auch in Kampala war. Blöderweise neigte sich der Tag schon dem Arbeitsende zu,
weswegen wir uns mit der Bezahlung des Visageldes für Marie ziemlich abhetzen
mussten- haben es aber noch geschafft. Im Anschluss haben wir dann noch die
beiden artefactler Miriam und Tilman besucht, die zusammen in Kampala wohnen.
Mit denen sind wir dann erst noch in eine kleine Bar, um von da aus in einen
Klub zu gehen.
Schon am nächsten Morgen viel mir auf, dass mein Magen mich
immer noch nicht in Ruhe lässt- ausgerechnet am Independence Day. Ich hab mir
dann überlegt, entgegen meiner ursprünglichen Einstellung, doch zum Arzt zu
gehen. Die anderen wollten gerne mitkommen, wodurch wir also alle zusammen zur
„Surgery“ gefahren sind, ein sehr gutes Krankenhaus. Dort habe ich dann nach
einer länger dauernden Untersuchung erfahren, dass ich Hefepilz habe. Mit den
dazu gehörigen Medikamenten ging es mir dann nach kurzer Zeit schon wieder
besser. Daher haben wir uns dann auf den Weg zum Platz gemacht, wo der
Independence Day zelebriert werden sollte. Kurz bevor wir auf den Platz traten,
krachten über uns mehrere Militärjets hinweg, was wohl zu Zeremonie gehörte.
Auf dem Platz selbst war es dann nicht so spannend: ein riesiges Gelände, wo
sich in der Mitte mehrere Politiker und Paraden versammelt hatten. Das hat uns
soweit begeistert, dass wir nach fünf Minuten wieder gegangen sind.
Den Rest der Woche habe ich dann damit verbracht, mir
Kampala anzuschauen. Dazu sei gesagt, dass man für jede Fahrt einfach ewig
braucht, da die Stadt sehr großflächig ist. Ich hab dann unter anderem habe ich
einen Markt gefunden, der für einen Autoschrauber das Paradies sein muss. Ich
hab dort allerdings nach einer Gitarre gesucht und auch gefunden. Jetzt habe
ich ein neues Projekt für zuhause, was mich noch mehr vom Blogschreiben abhält.
Auch haben wir den angesprochenen Nachzügler vom Flughafen
in Entebbe abgeholt, dank Fabian hab ich dann jetzt auch wieder einen Laptop,
den ihm meine Mutter mitgeschickt hat.
Am Samstag stand dann die Rückfahrt an. Leider ist mir erst
an dem Tag klar geworden, dass die ugandische Fußballmannschaft „Cranes“ gegen
Zambia gespielt hat, weswegen die ganze Stadt in heller Aufregung war- der
Independence Day war ein Scheiß dagegen. Naja ich mich also in den Bus gesetzt.
Ich bin dabei auf die ungünstige Idee gekommen erst nach der Bezahlung zu
fragen, wann er denn losführe. Nur soviel: es war nicht sofort. Das war
allerdings nicht weiter schlimm, da mich die Nacht davor dazu veranlasste mich
in den unbequemen Bussitz zu kuscheln. Schon während der Fahrt –immer zwischen
den Nickerchen- freute ich mich unglaublich bald wieder in Fort Portal zu sein.
Als ich dann bei den Teefeldern noch ein letztes Schläfchen einlegte und danach
die Augen öffnete wusste ich wo ich war: Zuhause!